Und endlich kehrte ich zur llaqta (mein Land) zurück . Endlich war ich wieder mit meinen Müttern, Pachamama und Mamacocha, vereint. Kraftvoll stand ich vor ihr, der Mutter Natur, die mir Form gegeben hatte, meiner Mamacocha!!!
“Mamacocha”, rief ich laut um sie herbeizuholen. “Mamacochaaaa!!!”
”Wer bist Du?” fragte sie mich und warf mir starke Wellen entgegen.
“Ich bin’s Mutter, erinnerst Du Dich nicht an mich?” Schweigen ergoss sich in meine Seele und den Himmelsraum. Kein Vogel flog, keine Welle brach, kein Wasser wiegte sich… meine Mutter war fast leblos… ohne Atemhauch…
“Mamacocha, ich bin’s, Dein Sohn, Wiracocha…Kamayoc!!!” Zwei große Vögel kamen mir beim Treffen entgegen. Sie schickte ihre Wächter, um mich zu begutachten, um zu bestimmen, wer ich war. Um mich herum war Stille, sonst nichts.
Aus der Tiefe erklang Pachacamacs Stimme: “Mamacocha, Hatun Warmi, erinnerst Du Dich nicht an Deinen Sohn Wiracocha?” Mein Gesicht war plötzlich von Wassertropfen benetzt, die Wellen bewegten sich wieder und schlugen kraftvoll ans Ufer, das Wasser flog in den Wayra (den Wind). Meine Mutter weinte, ihr Sohn war zurückgekehrt! Jener Junge, der in den Wellen gespielt hatte seit er 4 Jahre alt war, seit damals kannte mich Mamacocha Hatun Warmi und hatte mich als einen ihrer Lieblingssöhne angenommen.
“Ich habe Dich nicht vergessen, Hatun Mamacocha!!!” Meine Mutter weinte.
“Wo warst Du, Sohn, warum hast Du diese, Deine Mutter, nicht mehr besucht? Ich habe jeden Tag auf Dich gewartet, um Dich mit meinen Wassern zu umarmen und Dich von der negativen Energie zu befreien, die den menschlichen Körper, den Du jetzt trägst, tagtäglich durchtränkt. Mein Sooohn, Wiracocha Kamayoc!”, rief Mamacocha laut! Und ließ große Brecher heranrollen, um mich zu empfangen. Glücklich und auch traurig.
Meine Augen füllten sich mit dem Wasser, das wir Tränen nennen, ich ertrank in den Gischttropfen, ich umarmte meine Mutter und sie nahm mich in ihre Arme.
Die Zeit wurde so groß und tief wie das Wasser.
“Die Natur ist immer noch in mir”, sagte ich ihr.
“Wie könnte ich Dich vergessen, Mutter. Du hast gesehen wie ich in Deinen Wassern geboren wurde. Wie meine Großeltern niederknieten aus Achtung und Anerkennung vor dem Leben, das aus Dir hervorging. Mutter, wie könnte ich das vergessen? Jetzt bin ich wieder da, um mein Versprechen zu erneuern, um mich Dir zu zeigen und Dir zu sagen, dass mein Körper, trotz der ständigen Kämpfe, immer noch voller Energie und Licht ist, um alle Prüfungen anzunehmen, die das Universum mir schickt. Ich werde Dich niemals vergessen. Immer werde ich mich an Dich erinnern, ohne Dich hätte mein Leben keinen Sinn.”
“Wo warst Du, Sohn? Ich habe viele gesehen, die Dich kannten und aus Neugier fragte ich nach Dir. Wo ist Wiracocha Kamayoc? Aber niemand gab mir eine Antwort. Ich schickte Deine Brüder auf die Suche nach Dir. Kuntur fand Dich nicht. Er kleidete sich in Trauer und flog eilends von den Anden bis zum Meer, um nach Dir zu suchen. Bis heute. Dein Bruder Ukumari Oso, der Bär, sucht Dich auch im Urwald, Dein Bruder Atoj Lobo, der Wolf, fragt und spricht mit vielen Apus, um von Dir zu erfahren. Nur Vater Pachacamac und Vater Sonne sagen nichts. Eines Tages wirst Du wiederkehren…”
“Ich schenke Dir die besten QUINTUS (Coca-Blätter opfern), Mutter, um mein Versprechen zu erneuern.”
Sie nahm keine Notiz von meiner Opfergabe und sah mich erstaunt an.
“Was ist geschehen, Wiracocha? In Deinem Haar wellen sich weiße Fäden. Wirst Du alt, mein Sohn??!!!” “Nein, Mutter, so wie mein Bruder sich in Trauer gekleidet hat, nahm ich das Weiss, um Deine weiße Gischt nicht zu vergessen und Deine Kraft. Ich bin gewachsen, Mutter. Ich gin fort, weil ich den Ruf hörte, meinen Brüdern zu helfen und ihnen die Hand zu geben. Ich ging weit weg, Mutter, und ich sah Dich aus der Ferne…Kilometer um Kilometer…ich flog über Dich hinweg in eine andere Welt. Ich ging weg, Mutter, ohne mich zu verabschieden, denn wenn ich es getan hätte, hätte ich Dich nicht verlassen können…” Die Luft streichelte mein Haar. Sie vermischte sich mit der Gischt der Wellen.
“Mutter, jetzt siehst Du mich wieder. Ich stehe hier vor Dir, damit Du weisst, dass ich Dich niemals vergesse und immer in meinem Herzen trage.”
“Wiracocha, Sohn, ich bin glücklich, Dich zu sehen. Ich weiss, dass ich Dich nicht darum bitten kann, zu bleiben. Wenn es Dein Weg ist, dort drüben zu leben, dann versprich mir, dass Du niemals aufhören wirst, die Wahrheit zu sagen, niemals Deinen Glauben verlierst, ICH WERDE IMMER BEI DIR SEIN! - jedem Bedürftigen hilfst, reich oder arm, groß oder klein - Deinem Bruder die Hand reichst, sei es Tier, Pflanze oder Mensch - die Energie mit allen teilst - nicht vergisst, um was ich Dich bitte und dass Du immer bereit bist, falls nötig, Dein Leben für das Wohl der Anderen zu opfern. Dich immer wieder mit uns triffst, mit Deinen Apus, Deinen Eltern, Deiner Natur, um jedesmal wenn Du zu dieser, Deiner llaqta (dein Land) kommst, Deinen Pakt zu erneuern.
Meine Augen schauten meine Mutter an. Sie streichelte mich und ich versprach ihr klar und deutlich, weiter im Licht zu sein und ohne zu Wanken meinen Weg zu gehen. Mit aller Kraft, bis zu dem Tag, an dem wir für immer eins werden.
Kausachun, Mamacocha Kausachun,
Pachamama Sonqo tusuy Tusuy ¡!!!!!!
Leb Wohl Mutter Wasser
Lebt wohl Mutter Erde
Lassen uns tanzen mit dem Herzen tanzen wir!!!!!!!
Wiracocha Kamayoc